Welches Gerät soll man wählenIch bin als Sehender eher ein Anfänger in der akustischen Bedienung des Schirms, weil ich immer wieder auf optische Hilfsmittel zurückgreife, und ich staune immer wieder darüber, was Blinde aus den akustischen Hilfen herausholen. Ich besitze Android-Geräte der Generationen 2.2 und 4.0 und kann aus den bisherigen Erfahrungen einige Empfehlungen für die Anschaffung von Geräten geben. Geräte mit der Android Version 4 ("Ice Cream Sandwich") haben nur mehr drei Tasten und diese sind immer als Touchbereiche am Bildschirm ausgeführt. Diese Tasten sind immer:
Alle anderen Tasten müssen vom Programm bereitgestellt werden, das sie braucht. Es ist 2012 noch kein Droide am Markt erschienen, der eine Tastatur hätte. Das wird aber vielleicht noch kommen, wenn die Betriebssysteme der 4er-Version stabil laufen und die Geräteverkäufe die Entwicklungskosten hereingespielt haben. (In den USA wurde im September 2012 von Motorola der erste echte 4.0-Droide mit Slider-Tastatur auf den Markt gebracht, Photon Q, der ist aber in Europa nicht erhältlich.) Geräte mit der Android Version 2 ("Froyo" und "Gingerbread") hatten einerseits Hardware-Tasten und es gab mindestens vier davon. Es gab immer eine SuchTaste. Manchmal gab es einen Trackball mit zusätzlich Druckfunktion und Tasten zum Abheben und Auflegen. Ebenso gab es Geräte mit Tastatur, die bei Blinden besonders beliebt waren. Allerdings war diese Vielfalt von Softwareherstellern nur schwierig zu unterstützen und daher musste es zu dieser Konsolidierung der Hardware kommen und zur Beschränkung auf diese drei Tasten. Es gibt ein einziges Gerät, das SONY XPERIA pro, das einerseits den Tastenaufbau wie bei Android 4 hat (die Tasten aber als Hardware-Tasten ausgeführt) und anderseits auch über eine Tastatur verfügt. Die Auslieferung erfolgt zwar mit Android 2 aber ein Update auf die Version 4 ist verfügbar. Dass die drei erwählten Tasten von Android 4.0 bei diesem Gerät als Hardwaretasten ausgeführt sind, ist für Blinde ein echter Vorteil wie jede zusätzliche Struktur. Version 4 genügt aber nicht. Für Bedienung durch Blinde sollte aber derzeit immer die Version 4.1 ("Jelly Bean") angestrebt werden, die viele Erweiterungen speziell im Bereich der Eingabehilfen hat, wie zu Beispiel neue Gesten für die Auswahl von Schaltflächen. Sollte man aber doch ein Gerät der Version 4.0 haben, kann man wenigstens das zentrale Programm TalkBack auf die jeweils neueste Version upgraden. Ich finde daher, dass man als Blinder ein Gerät der Android-Version 4.1 mit Tastatur kaufen sollte. Das gibt es aber derzeit nicht. Man sollte noch etwas warten. Es gibt zwar eine blindenbedienbare virtuelle Tastatur, das "Talking Keyboard", aber dieses akustische Suchen nach Tasten ist sehr mühsam im Vergleich mit einer Hardware-Lösung. Es besteht aber auch die Möglichkeit, ein Gerät ohne Hardwaretastatur mit einer Bluetooth-Tastatur zu koppeln, was aber nur ein Behelf bleiben wird, denn wirklich portabel ist eine solche Lösung nicht. Meine Empfehlung sind derzeit das SONY XPERIA pro (Version 2 mit Upgrademöglichkeit auf Version 4) oder das MOTOROLA Photon Q (Version 4 allerdings noch nicht lieferbar) oder das HTC Desire Z, die alle eine Slider Tastatur haben. Tipp: einem Käufer eines Geräts mit Software-Tasten würde ich raten, einen ganz schmalen Streifen eines Klebebandes auf das Display zu kleben, um den Bereich der Fixtasten sicher zu finden. Nachteil der Version 4Alle Programme, die bisher auf das Vorhandensein von mehr als drei Tasten angewiesen waren, müssen umprogrammiert werden. Insbesondere die "Search"-Taste ist davon betroffen. Es liegt jetzt in der Verantwortung jedes einzelnen Programms eine solche Funktion inklusive Taste dazu anzubieten. Es gibt leider auch ein zentrales Programm, das wegen dieser Neuerung auf Geräten der Version 4 nicht mehr vollständig läuft: der "Talking Dialer". Mit dem "Talking Dialer" kann man eine Nummer auf eine sehr praktische Weise wählen. Man kann bei Version 4 zwar die Nummer eingeben, danach aber den Ruf nicht absetzen, weil die erforderliche Taste "Suchen" fehlt. Die Blinden in den diversen Foren haben damit kein Problem, weil sie auf ihren Geräten diese Taste offenbar haben, also noch mit älteren Geräten der Version 2 arbeiten. HerstellerAnders als beim iPhone gibt es bei Android viele Hersteller und jeder Hersteller hat eine große Palette verschiedener Geräte. Kauft man ein Gerät bei einem Hersteller, mit einer gegebenen Versions-Nummer, dann kann man damit rechnen, dass man mit diesem Gerät ein Update für die kommende Version bekommt. Ob es allerdings dann auch noch einen zweiten gibt, ist zweifelhaft, die Firma will eher ein neues Gerät verkaufen als ein kostenloses Update weiterzugeben. Hier ist die Liste der Android-Geräte mit Tastatur aber leider stammen die meisten Geräte aus der Zeit der Version 2 von Android. Vielleicht kommen aber solche Geräte noch, wenn die Entwicklung der Geräte für die Version 4 abgeschlossen ist.
Bluetooth-TastaturenEs gibt aber möglicherweise einen gangbaren Kompromiss, nämlich die Verwendung einer angeschlossenen Bluetooth-Tastatur. Es gibt eine Falttastatur mit deutschem Layout Freedom Pro 2, die kaum größer ist als das Handy, also auch in die Brusttasche passt und die spezielle Tasten für Android hat. Speziell die vermissten Tasten für Abheben und Auflegen sowie Kurzwahltasten für Mail und andere Dienste.Immer wenn man längere Texte am Handy bearbeiten muss, kann diese Tastatur nützlich sein. |