Die Komensky-Schule am Sebastianplatz ist eine tschechische Musterschule, die nach den Vorstellungen von Amos Comenius organisiert ist. Sie besteht noch immer und ist heute sogar größer als damals. Damals gab es nur Kindergarten, Volks- und Hauptschule, heute auch eine AHS. Die Unterrichtssprache ist Tschechisch; Deutsch ist Fremdsprache; die Schule hat Öffentlichkeitsrecht, alle Zeugnisse sind den Zeugnissen deutscher Schulen gleichgestellt. Das Besondere an der Schule ist der Ganztagsbetrieb, die Schulküche, die Garderobe. Schüler von berufstätigen Eltern verbrachten den ganzen Tag in der Schule, konnten unter Aufsicht die Hausaufgaben erledigen, bis sie von den Eltern abgeholt wurden. Die Schulküche war für alle kostenlos. Ich selbst habe nur selten in der Schulküche gegessen, weil ich zu jenen Kindern gehört habe, die nach dem Unterricht nach Hause fahren konnten. Zu Weihnachten gab es für alle Kinder eine große Geschenkausgabe. Es gab vier große Gruppen von Schülern: die aus Erdberg/Landstraße; sie gingen meist zu Fuß nach Hause, die aus Favoriten; sie fuhren mit der Straßenbahnlinie O Richtung Raxstraße, die aus der Brigittenau; sie fuhren mit der Straßenbahnlinie O in Richtung Praterstern und schließlich ich, als einziger Simmeringer, musste den O-Wagen am Rennweg verlassen, weil ich dann die Linie 71 umstieg. Daraus sieht man ungefähr auch die Wohngegenden der Tschechen: Favoriten, Landstraße, Brigittenau, Simmering. Alle tschechischen Schulen werden vom tschechischen Staat finanziert, die Lehrer werden von der Stadt Wien bezahlt. Dieses Modell geht auf einen Staatsvertrag aus dem Jahr 1924 zwischen der Stadt Wien und der damalige CSR zurück. Diese engen Beziehungen zu Tschechien ermöglichten es auch, dass tschechische Kinder aus Wien an typischen sozialistischen Jugendcamps, so genannten "Pionierlagern" teilnehmen konnten. Ich war zwei Mal bei einem solchen Camp. Einmal in der dritten Klasse Volksschule und dann in der dritten Klasse Mittelschule. Mein Onkel Carda war bis zu seinem Tod im November 1958 Direktor der Komensky-Schule am Sebastianplatz. Der Schularzt in der Komensky-Schule war zu meiner Schulzeit Dr. Kolman aus Simmering und Dr. Kolman war damals auch unser Hausarzt. Man sieht, wie klein die Welt der Tschechen in Wien war. Jeder kannte jeden. Aus der Erfahrung meines eigenen mühelosen Übergangs von der tschechischen zur deutschen Unterrichtssprache, kann ich dem Staatssekretär für Integrationsfragen dieses Schulmodell sehr empfehlen. Die Migranten bekommen Unterricht in ihrer Muttersprache und beherrschen diese in Wort und Schrift (unsere heutigen Wiener Türken können das nicht) und können diese Fähigkeiten später in Geschäftsbeziehungen vorteilhaft einsetzen. Außerdem kommt es zu keinen Spannungen zwischen der deutsch-sprechenden und tschechisch-sprechenden Bevölkerung, jeder wird seinen Voraussetzungen entsprechend ausgebildet. Das Ziel ist, die tschechisch-sprechenden Kinder in Deutsch so zu perfektionieren, dass sie mit 10 Jahren in eine rein deutsche Schule wechseln können. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist aber die Zusammenarbeit mit dem Mutterland. Die Finanzierung der Schule erfolgte durch Tschechien, die der Lehrer durch die Stadt Wien, der Lehrplan war der eine deutschen Schule mit Unterrichtssprache tschechisch und Deutsch als Fremdsprache. Das Ziel war und ist die sprachliche Integration mit 10 oder 14 Jahren. Leider schwimmt aber die österreichische Migrationspolitik eher auf der klerikalen Welle. Das Wiener Schulverzeichnis kennt 17 islamische Schulen aber keine türkische oder arabische. Traditionellerweise, gestützt auf zwei Konkordate, gibt es spezielle Lehrerausbildung "auf katholisch" und bald wird es wohl auch eine solche "auf islamisch" geben. Das "König-Abdullah-Zentrum" in Wien, sehr forciert und verteidigt von Frau Bandion-Ortner ist schon ein Vorbote von dem, was uns da ins Haus steht. |